Trotz der der Coronakrise geschuldeten Unsicherheit an den weltweiten Aktienmärkten beschleunigte sich die Gewinnentwicklung des Gesundheitssektors zu Anfang dieses Jahres. Eine erstaunliche Entwicklung vor dem Hintergrund, dass sich die Maßnahmen zur ‚Sozialen Distanzierung‘ negativ auf das wirtschaftliche Umfeld auswirken. Woran lag das und geht die Entwicklung möglicherweise so weiter?
Die folgende Graphik zeigt die Gewinnentwicklung der Unternehmen im weltweiten Aktienmarkt (MSCI World-Index) im Vergleich zur Gewinnentwicklung der Unternehmen im weltweiten Gesundheitssektor (MSCI World Health Care-Index) per 19. März 2020. Neben der Tatsache, dass die Unternehmensgewinne im Gesundheitssektor in den letzten 25 Jahren doppelt so schnell wie die der „Gesamtmarktunternehmen“ gewachsen sind, fällt auf, dass die sich die Gewinnentwicklung trotz Coronakrise zuletzt noch beschleunigt hat.
Zunächst ist es wichtig festzuhalten, dass sich die Ausbreitung des Virus erst im Laufe des Februars und März in Europa beschleunigte. Zuvor war COVID-19 primär auf Asien, insbesondere China beschränkt, und hat somit, gemessen an der Gewinnentwicklung, die weltweite Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und Dienstleistungen nicht merklich negativ beeinflusst.
Weiterhin ist aus der obigen Graphik erkennbar, das wirtschaftliche Rezessionen (in der obigen Graphik grau eingefärbt) die Gewinnentwicklung des Gesundheitssektors kaum beinträchtigen. Selbst die Finanzkrise, die nach der Weltwirtschaftskrise (1929-32) zu der zweitgrößten weltweiten Rezession geführt hat, hinterließ nur eine kleine Delle im ansonsten stetigen Aufwärtstrend.
Aber wirken sich Rezessionen möglicherweise regional gesehen unterschiedlich auf die Gewinnentwicklung des Gesundheitssektors aus? Ein Blick auf Europa zeigt, dass die Schlussfolgerung ähnlich wie die für den weltweiten Aktienmarkt ausfällt. Auch hier zeigen sich die Spuren eines Konjunktureinbruches deutlicher in der Gewinnrezession des Gesamtmarktes (gemessen am EUROSTOXX 600), während die Gewinnentwicklung des EUROSTOXX 600 Health Care-Indexes in eine Seitwärtsbewegung eintritt, um danach seine Aufwärtsentwicklung bei der Gewinnentwicklung fortzusetzen.
Auch in den USA entwickeln sich die Unternehmensgewinne des Gesundheitssektors stetig nach oben. Diese Entwicklung wird auch dort von Rezessionen kaum beeinträchtigt, zumal bis Mitte März keine Verlangsamung der Gewinndynamik erkennbar ist.
Das momentane Bild bedeutet aber keineswegs, dass sich der Gesundheitssektor insgesamt den wirtschaftlichen Konsequenzen der Ausbreitung des Coronavirus entziehen kann. Aber wie auch in den vorhergehenden Rezessionen würden wir von einer Seitwärtsbewegung, bzw. milden und kurzfristigen Gewinnrezession für den Sektor ausgehen. Bestenfalls setzt sich aber die Gewinndynamik leicht abgeschwächt fort, da in dieser Krise ja die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen und Produkten verstärkt im Vordergrund steht.
Mittel- bis langfristig würden wir sogar die Prognose wagen, dass eher mehr in den Gesundheitssektor investiert wird, um zusätzliche Kapazitäten für kommende Pandemien vorzuhalten. Denn so müsste das wirtschaftliche Leben in Zukunft möglicherweise nicht vollständig zum Erliegen gebracht werden, um den Ansturm auf das Gesundheitssystem zu vermeiden.