Haben Sie eine AppleWatch? Vor wenigen Tagen wurde in Deutschland mit dem Update des Betriebssystems auf iOS12.2 die Elektrokardiogramm- (EKG-) Funktion der AppleWatch freigeschaltet. Können Hersteller von EKG-Geräten nun einpacken?
iOS12.2 macht’s möglich Aktualisieren Sie das Betriebssystem Ihres iPhones auf die neueste Version iOS 12.2 und anschließend das ihrer Apple-Uhr auf watchOS 5.2. Aktivieren Sie die EKG-App auf Ihrer Uhr, drücken 30s lang deren Krone, und die Uhr erstellt ein EKG (dessen I-Ableitung, genauer gesagt). Dieses zeigt, ob Ihr Herz gleichförmig schlägt, oder ob Sie eventuell unter potentiell lebensgefährlichem Vorhofflimmern leiden.
Konnte dies die AppleWatch nicht schon vorher? Nein. Die HighTech-Uhr mißt Herzfrequenz und Vorhofflimmern mit zwei verschiedenen Apps und Techniken: Vorhofflimmern wird, wie gesagt, anhand eines EKGs und mittels der Krone der Uhr gemessen, während der Pulsschlag mittels eines Infrarot-Sensors im Boden der Uhr gemessen wird.
Apples Herz-Studie mit über 419.000 Probanden Die Freischaltung der EKG-App erfolgte, nachdem Apple die Ergebnisse seiner sehr großen Studie mit über 419.000 Apple Watch-Trägern am 16. März 2019 während des renommierten American College of Cardiology-Kongresses in New Orleans präsentiert hatte.
Erfreulich hohe Meßgenauigkeit Unter anderem wurden in dieser Studie ca. 3% aller Studienteilnehmer über 65 Jahren von ihrer Apple-Uhr über unregelmäßigen Herzschlag informiert, welches in etwa der Häufigkeit von Arhythmien in dieser Altersgruppe entspricht. Die Probanden, deren Apple-Watch ein Arhythmie-Signal gegeben hatte, wurden anschließend mit einem konventionellen EKG untersucht. Dabei zeigte sich, dass Apples Uhr in „nur“ ca. 16% der Fälle falschpositive Signale produzierte - ausreichend gut, um kein Hindernis für eine breite Adoption dieser Funktionalität darzustellen.
Können Hersteller von EKG-Geräten nun einpacken? Ein klares Nein. Ganz im Gegenteil: Die Technik, die in Apples Uhr eingesetzt wird, ist denjenigen Meßtechniken, die Ihr Arzt einsetzt, klar unterlegen, sowohl, was die Präzision, als auch was ihre diagnostische Aussagekraft betrifft. Anleger brauchen ihre Aktien von Firmen wie beispielsweise Philips, Medtronic und iRhythm deshalb also nicht zu verkaufen.
Ganz im Gegenteil Kein Arzt würde sich ausschließlich auf das Mikro-EKG der AppleWatch verlassen, sondern die Signale, die die Uhr ihrem Besitzer gegeben hat, im Nachhinein mit professionellen Geräten verifizieren. Insofern ist Apples Uhr kein Ersatz für etablierte EKGs, sondern vielmehr ein neuartiges Screening, die die Anzahl professioneller EKGs eher erhöhen sollte.
Warum ist Apples EKG medizinisch dennoch wichtig? Weil vor allem asymptomatische „Vorhofflimmerer“ davon profitieren können. Allein in den USA existieren neben den ca. 5,5 Millionen Vorhofflimmerern, die Symptome zeigen und daher ärztlich behandelt werden, ca. 5 Millionen asymptomatische Vorhofflimmerer, die wegen des Fehlens jedweder Symptome keinen Arzt aufsuchen. Nichtsdestotrotz leiden diese Menschen an einer ernsthaften Erkrankung.
Apples Uhr ermöglicht also die Identifikation asymptomatischer Vorhofflimmerer, bevor es zu spät ist. Das kann nur gut sein. Und die Uhrzeit zeigt sie auch an.